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15 Januar

01.1.15  


Ich warte am Bahnhof in Luckau-Uckro bei Nacht und Nebel auf den Zug, mit dem meine Tochter Joya ankommen wird. Zum letzten Mal im alten Jahr. Wenn die roten Lichter grün werden, kommt der Zug.

Joya und ihr Freund Philipp in den ersten Minuten des Jahrs 2015 am Dorfteich. Nach vielen Gläsern Rotwein.

Von Amazon bekomme ich gebraucht das Buch von Nina Keller "Report über junge Künstler in München". Darin ist dieses Foto von Max Zihlmann und mir. Wir sitzen vor dem Drehbeginn von "DETEKTIVE" in meiner halbleeren Wohnung in der Klopstockstraße, die dann später auch das Detektivbüro werden sollte. Offensichtlich habe ich für das Interview eine Krawatte angezogen. Vor uns auf dem Tisch eine von mir heißgeliebte Olivetti Lettera-Reiseschreibmschine. Als mein Produzent Carol Hellman krank wurde, habe ich sie ins Pfandhaus getragen und für das Geld einen großen Blumenstrauß für ihn gekauft. Mit dieser Schreibmaschine habe ich 20 Jahre später noch das Drehbuch zu "DER PHILOSOPH" in Florida geschrieben.


Das Wetter hält sich heute. Ich mache meine 12 Kilometer-Fahrradtour leider alleine. Die anderen gehen im Wald spazieren, und meine ägyptische Freundin macht diese Bilder.





Vom Feuerwerk im Dorf gestern Nacht.

Heute werden meine ägyptische Freundin und ich von Joya und Philipp mit Hirschgulasch und Spätzle bekocht.



02.1.15   Ich fahre wieder wie gestern meine 12 km-Fahrradstrecke alleine, denn draußen ist es scheußlich. Es gibt Windböen mit 50 km/h, die mich fast vom Radweg runterwehen. Meine ägyptische Freundin zieht es vor, im Haus zu bleiben und Yoga zu machen.

Der letzte Schnee.

03.1.15   Eigentlich sollte es ab heute Mittag schneien. Da es das nicht tut, mache ich ein Feuer, erledige letzte Gartenarbeiten und fahre danach noch 12km Fahrrad. Das Fahrradfahren bei diesem Wind (Gegenwind 50 km/h) betrachte ich heute als Buße für meine Jugendsünden, mit denen ich täglich im Austausch mit Max Zihlmann konfrontiert werde.

Mein Weihnachtsbaum.



Meine ägyptische Freundin versucht mir mit dieser Spitzhacke zu helfen. Sie kann sie kaum hochheben.

04.1.15   Ich hab's nicht ausgehalten zu warten, bis ich die Zeitung zugeschickt bekomme, denn in Dahme gibt es nur die Welt am Sonntag und die Bildzeitung. Ich war einfach zu neugierig auf den Interviewtext von Peter Körte in der FAZ am Sonntag. In einer Autobahnraststätte haben meine ägyptische Freundin und ich bei einer Tasse Cappuccino die Zeitung gelesen. Wir haben uns beide darüber gefreut und ein paarmal gelacht.

Heute Morgen, nach dem Frühstück hat meine ägyptische Freundin diese Aufhängung für einen Nagel, der mein Scheunentor zum Garten gegen ungebetene Besucher sichert, in liebevoller Handarbeit geknüpft.
05.1.15  

Meine Tochter Joya mailt mir zur "FAZ am Sonntag": " Gekauft und gelesen. Bam." - Ich musste leider googeln, um herauszufinden, was "bam" bedeutet.
Bei den Autobiographie-Notizen stoße ich immer häufiger auf Menschen, die inzwischen, ohne dass ich davon wusste, gestorben sind. Heute stoße ich auf Carlo Fedier. Er war Produktionsleiter für Carol Hellman bei "DETEKTIVE", wollte dann später mit einer franko-kanadischen Kinogruppe auf Grund eines Exposés "ROTE SONNE" produzieren, was aber nicht geklappt hat. Ein paar Monate später hat er mich mit Heinz Angermeyer zusammengebracht. 2004 ist er gestorben. In "ROTE SONNE" sitzt er an der Bar, wenn Marquard Bohm auf Uschi Obermaier trifft. Niklaus Schilling hat mir vorgeworfen, dass ich seine Rolle vor 25 Jahren im Text für Filme "Überleben in den Niederlagen" nicht gewürdigt habe.
Jetzt bin ich auf der Suche nach einer rothaarigen Frau, mit der ich in der ROTE SONNE-Wohnung einen meiner ersten LSD-Trips genommen habe und die später das Münchner Cinemonde-Kino geleitet hat. Das gehörte damals François Duplat, der später mit seinem NEF2-Filmverleih "DAS MIKROSKOP", "DER PHILOSOPH" und "SIEBEN FRAUEN" ins Kino gebracht hat.

06.1.15  


Das Video aus Kobane ist wirklich ungewöhnlich, denn es zeigt den Alltag in Kobane, soweit man da von Alltag überhaupt sprechen kann.
Ich musste zum Briefkasten heute rausgehen, um einen Brief an alleskino.de einzuwerfen. Da fand ich das auf der Straße vor meinem Haus.

Es hat mich in den Fingern gejuckt, den schönen großen Schein aufzuheben, habe aber dann doch darauf verzichtet. In meiner Erinnerung sind die echten 500 Euroscheine auf jeden Fall sehr viel größer, denn ich hatte schon seit einer Ewigkeit keinen mehr gesehen. Ich hatte mal eine Freundin, die diese Scheine durchaus öfter benutzt hat.

07.1.15   Heute morgen beim Frühstück mit meiner ägyptischen Freundin fällt mir urplötzlich der Name und der Titel eines Buchs ein, nach dem ich vor drei Wochen lange gesucht habe: Nicola Abbagnano, Philosophie des menschlichen Konflikts. Eine Einführung in die Existentialismus.
Das Buch ist als Rowohlts Deutschen Enzyklopädie-Bändchen 1957 erschienen und war in der Zeit, als ich überlegte, ob ich an Gott glauben sollte oder nicht, für mich eine Art Bibel. Ich kann es zwar gebraucht bei Amazon für 0,99 € kaufen, aber schöner wäre es, wenn ich mein Exemplar von damals mit hunderten Unterstreichungen wiederfinden könnte.
08.1.15   Heute ist der Tag der Erledigung unangenehmer Dinge: Buchhaltung 4. Quartal für Moana und Thome, Briefe schreiben und zur Post bringen, neue Briefmarken kaufen, weil die Post schon wieder das Porto erhöht hat.

Mein Arbeitsplatz.

In der Marheineckehalle steht dieses neue Kunstwerk direkt am Eingang.
09.1.15  

Meine ägyptische Freundin und ich diskutieren abends und morgens die politische Situation in Frankreich und Deutschland (Pegida). Sie ist pessimistisch, ich weniger. Wir sehen natürlich am Abend die "Tagesschau" und das Spezial, das in den letzten beiden Tagen danach gesendet worden ist. Die Filme, die danach in der ARD und im ZDF gezeigt werden, interessieren sie nicht. Ich schalte auf ZDF Neo und dann sagte sie, das möchte ich sehen. Wir hatten beide keine Ahnung, was es war. Ihr hat der Hauptdarsteller gefallen, und ihr gefiel die Kamera. Mir ging es ähnlich. Vor allem aber gefielen mir die Dialoge und die Frauen, die sich hemmungslos auf den Hauptdarsteller stürzten. Um das Alter des Hauptdarstellers herauszufinden, habe ich dann gegoogelt. Es war Tom Selleck (er war damals 10 Jahre jünger als ich heute). Und die Filme, die wir sahen, waren 2 Episoden der TV-Serie "Jesse Stone". Wir haben beide Folgen hintereinander gesehen. Ich auch. Bis kurz vor Mitternacht. Normalerweise bin ich da schon lange, nach einer Flasche Rotwein, im Tiefschlaf. Es war tatsächlich das ungewöhnlichste Fernseherlebnis seit langem. Auch bei guten "Tatorten" kann ich regelmäßig besonders gut schlafen. Gestern Abend nicht.
Heute Morgen habe ich das Fernseh-Abenteuer weiterverfolgt und auch ein bisschen darüber nachgedacht. Die Art, wie diese Serie gemacht ist, hat mich an meinen ersten Spielfilm "DETEKTIVE" erinnert. Abseits von allen Konventionen, naiv, wild und eine Zärtlichkeit gegenüber den Darstellern. Tom Selleck = Marquard Bohm.
Wer sich von meinen Bloglesern einen guten Rat wünscht, am 15., 22., und 29. Januar zeigt ZDF Neo die letzten 6 Folgen der Serie.
Während ich das schreibe, bekomme ich eine email von meiner Tochter Joya zu meinem Blog-Eintrag vom 5. Januar:
"Bam" war übrigens auf deinen Vorwurf bezogen ich hätte mir nicht die Zeitung gekauft, und dass es ja jetzt zu spät sei. "Bam"  (gesprochen: bääääm, mit langem ä) bedeutet in diesem Zusammenhang eigentlich nicht viel mehr als "1:0 für mich."Wahrscheinlich ist das ungooglebar.
Vielleicht sollte Joya auch mal das Wort "Bam" googeln. Ich hatte es anders interpretietiert, als sie es gemeint hat (bäh!). Jedenfalls weiß ich jetzt, wie man das Wort ausspricht. Vielleicht werde ich es in Zukunft auch gelegentlich mit langem" bääää" benutzen, Ich muss ein bisschen damit Experimentieren.
In zwei Stunden bekomme ich von Hans-Peter Reichmann - vom Deutschen Filminstitut in Frankfurt - meine 10 Terminkalender ab 1968 zurück. Danach werden sicher viele Details für meine Autobiographie-Notizen für mich und Max Zihlmann klarer.
17. 10 Uhr: Hans-Peter Reichmann ruft mich an. Er findet keinen Parkplatz. Ich empfehle ihm, um den Block in die Parallelstraße zur Fidicinstraße zu fahren und warte dort bei Sturm und strömendem Regen auf ihn. Als er kommt, sage ich, dass er seinen Wagen auf dem Bürgersteig parken soll. Kaum ist er ausgestiegen, kommt ein Mann und sagt, dass er hier nicht parken kann, weil Frauen mit Kinderwagen nicht mehr durchkommen. Er will den Ausweis von Hans-Peter Reichmann sehen. Ich sage, glauben Sie, dass bei diesem Wetter noch Frauen mit Kinderwagen unterwegs sind. Und: sind sie Polizist? Er sagt ja und bietet uns eine Parkmöglichkeit an, vor der zwei Schilder mit "Feuerwehreinfahrt" stehen. Aber nicht über Nacht. Hans-Peter Reichmann, der offensichtlich wenig Vertrauen in die Polizei hat, verzichtet darauf, ein Glas Wein mit mir in meiner warmen Wohnung zu trinken und macht die Übergabe meiner Terminkalender lieber draußen. Ich muss noch den Erhalt unterschreiben. Er freut sich, dass er jetzt eine Originalunterschrift von mir hat. Jedenfalls ist die sehr krakelig. Dann reden wir kurz darüber, dass ich herausfinden möchte, wann ich zum ersten Mal mit einem Kurzfilm in Frankfurt war.

Alle 10 Terminkalender sind da. Sie sehen sehr anders aus als die, die ich in den letzten 20 Jahren benutzt habe. Ein ungewohnter Anblick und vielleicht eine Zeitreise.

10.1.15   Ich fühle mich wie ein Archäologe beim Anblick wertvoller Schätze aus vergangenen Jahrhunderten, vielleicht sogar Jahrtausenden. Mein erster Terminkalender von 1968.



Die erste Jahreshälfte ist in der Jahresübersicht voll, denn da habe ich "DETEKTIVE" gedreht. Die zweite ist leer. Da stehen in der Wochenansicht nur sämtliche Termine der einzelnen Fertigstellungsphasen.
17 Uhr: Ich habe den neuen Samstag-Spiegel gekauft, den Leitartikel gelesen und finde ihn Scheiße. In jeder Hinsicht und sowieso nicht mehr aktuell.
Zu den Vorgängen in Paris empfehle ich einen Artikel von Robert Fisk (LINK), den die Spiegel-Leute hätten schreiben müssen.
11.1.15  

Am 10. Februar wird das Punta de Vista Dokumentarfilm-Festival (LINK) mit "BESCHREIBUNG EINER INSEL" digital und mit spanischen Untertiteln eröffnet.
Am 19. Februar zeigt die ARD um 1:55 Uhr "DAS ROTE ZIMMER".
Vor Weihnachten auf dem Bauernhof hatten wir zwei frische Entenstücke, die absolut märchenhaft geschmeckt haben. Meine ägyptische Freundin hat heute zum zweitenmal versucht, dieses Esserlebnis zu wiederholen.

Man kann die neue Ente braten, so lange man will, das Fleisch bleibt zäh. Meine ägyptische Freundin sagt, vielleicht ist das die Sorte Enten, die Nacktschnecken fressen.

12.1.15   Am 29. Dezember habe ich in meinem Blog über einen Regisseur aus Frankfurt geschrieben, mit dem ich in München einen "Kampf" hatte. Ich zermartere seitdem meinen Kopf bei jeder Gelegenheit, um mich an seinen Namen zu erinnern. Heute morgen kommt eine email von Winfried Günther (vom Deutschen Filmmuseum in Frankfurt) und er schlägt mir einen Namen vor: Peter Staimer. Klar, war der es. Ich dachte, ich würde den Namen nie vergessen.
Jetzt fehlt mir nur noch der Titel des Films, den ich von ihm gesehen habe. Ich habe inzwischen mit der FSK telefoniert, aber auch die haben diesen Film nicht in ihrer Datenbank. Immerhin haben sie sich gefreut, von mir wieder etwas zu hören.
Ansonsten verbringe ich nahezu den ganzen Tag, einen 8 GB-Filmclip von "BESCHREIBUNG EINER INSEL" für das Festival in Pamplona vom Server der Postproduktionsfirma herunterzuladen. Jetzt hätte ich gerne wieder meinen alten VDSL 50.000-Anschluss, von dem ich dachte, dass ich ihn nicht mehr benötige.

13.1.15   Meine Tochter Joya feiert heute ihren 25. Geburtstag. Sie kriegt viele Geschenke und strahlt.

Ihre Mutter strahlt auch.

Nachdem ich sie dazu aufgefordert habe, legt sie ihren Kopf an meine Schulter.
Sebastian Schröder, eine der beiden Kameramänner, war im Dezember 2011 wieder auf Ureparapara und mailt mir dieses Foto.

14.1.15  

Das Existentialismus-Buch, von dem ich am 7. Januar im Blog geschrieben habe, ist angekommen.

Ich zitiere mal, relativ wahllos, einen Satz daraus: "Infolge der Unbestimmtheit meines Daseins gibt es für mich eine Zukunft, und ich weiß nicht, was sie mir bringt. Mein Dasein ist eine Seinsmöglichkeit, die mich in viele Richtungen und auch zum Nichts führen kann." Es ist für mich nicht mehr nachvollziehbar, warum mich dieses Buch als 18 oder 19-jähriger so fasziniert hat.
Die 10 besten Filme (LINK) aller Zeiten für Eric Rohmer von 1961.

Seltener Besuch bei mir in meinem Bürozimmer in Berlin. Bis 1 Uhr nachts. Ab 11 Uhr musste ich die beiden allein lassen, denn ich war todmüde. Vielleicht der Beginn einer herzlichen Freundschaft.

15.1.15   Vier Stunden beim Colorgrading von vier Filmen im Postproduktionstudio: "SYSTEM OHNE SCHATTEN", "BESCHREIBUNG EINER INSEL", "TAROT" und "DAS MIKROSKOP". Danach bin ich fix und fertig.

Adriana Altaras in "DAS MIKROSKOP".
Übrigens: gestern Abend habe ich mit meiner ägyptischen Freundin Klaus Lemkes zweiten Spielfilm "Negresco ****" gesehehen. Sie fragte mich danach, wie alt Klaus Lemke damals war und ob er das Ernst gemeint hat.
16.1.15  

"Negresco" fängt mit Musik und Titelsequenz an wie ein James Bond-Film, die beiden Hauptdarsteller sind noch irgendwie ok, aber die Bösewichter sind nur noch Witzfiguren.

Gerard Blain und Ira von Fürstenberg. Im Hintergrund der Flughafen Berlin-Tempelhof.

Der große Produzent von "Negresco" beim Roulette. Er verliert.



Nach elf Fahrradlosen Tagen steige ich heute mal wieder auf mein Klapprad. Auf dem Tempelhofer Flugplatz bin ich fast allein.

Lilith Ungerer. Sie hat die Hauptrolle in meinem zweiten Kurzfilm "STELLA" gespielt und auch in Fassbinders zweitem Spielfilm "Katzelmacher". Ich wollte sie für eine der sieben Frauen in "PARADISO" und sie wollte auch. Ein paar Monate später ist sie gestorben. Das Leben ist manchmal ganz schön Scheiße.

17.1.15  
Es ist kälter als gestern, und es weht viel mehr Wind. Ich fahre eine andere Strecke auf dem Flugfeld (14 Km) und sehe zum erstenmal, versteckt hinter Bäumen und Gebüsch, dieses Flugzeug. Warum steht das da? Und warum ist es so versteckt? Was machen die Leute in dem blauen Auto mit blauem Anhänger heute an dieser Stelle?
Nach 1 Stunde Radfahren und 2 Stunden Spiegel lesen, komme ich zu dem Resultat, dass der "Samstag-Spiegel" schlechter ist als der bisherige "Montags-Spiegel". Wenn das so weiter geht, werde ich ihn nicht mehr kaufen und spare knapp 20 Euro pro Monat, und ich kann viel, viel mehr Bücher lesen. Wenn die Welt dabei ist, unterzugehen, erfahre ich das sowieso besser online und manchmal auch in der "Tagesschau" (auch so eine dumme, alte Gewohnheit von mir).
Im Übrigen habe ich heute mit Martin Müller telefoniert, der bei "DETEKTIVE" mein Regieassistent war. Er bestätigt alles, was Max Zihlmann mir in Bezug auf Uwe Nettelbeck geschrieben hat. Er kam aus Hamburg nicht mit 3, sondern 2 Mädchen (wovon eine Iris Berben war). Und er kennt sogar Peter Staimer, der im "Kleinen Bungalow" alle von mir aufgehängten "DETEKTIVE"-Plakate abgerissen hat.
18.1.15   Ich mache einen Fahrradausflug zum Park am Gleisdreieck. Heute ist es noch kälter, aber die Sonne scheint. Alle Babies in Berlin werden ausgeführt.







Ein verwunschenes Lokal am Rande des Parks.

Graffito unter den Yorckbrücken.
Von Bernard Eisenschitz, der viele französischen Untertitelungen meiner Filme in Frankreich gemacht hat, bekomme ich heute eine Word-Datei seiner Untertitel von "BESCHREIBUNG EINER INSEL". Er hat sie alle abgetippt und aus seiner Sicht heute verbessert. Ich habe das Gefühl, dass dieser Film, mehr als alle anderen Filme von mir, digital erfolgreich werden könnte.
19.1.15  
Auf Ureparapara scheint nur auf den ersten Blick die Zeit stehen geblieben zu sein. Die Masken und vor allem die Hüte haben sich sehr verändert. Und es gibt ein kleines Gästehaus (LINK). Dieses gehört dem jetzigen Chief Nicholson (ich denke nicht, dass er ein Custom Chief - so wie Jonathan bei uns im Film - geworden ist). Der Chief wird von den Bewohnern des Dorfes gewählt, der Custom Chief hat magische Fähigkeiten, die weit über das hinausgehen, was in der wissenschaftlich orientierten westlichen Welt möglich ist. Ich habe sie erlebt. In "BESCHREIBUNG EINER INSEL" war Nicholson ein frecher, kleiner Junge, der sich für das Transistorradio von Otto Kayser interessierte und uns Muscheln verkaufte (manche für 50 Cent, manche kosteten 1 Dollar australisches Geld).
Sebastian Schröder schickt mir heute ein Foto von Nicholson und seiner ziemlich großen Familie, das er im Internet gefunden hat.

Da Nicholson damals um die 14 Jahre alt war, müsste er heute über 50 Jahre alt sein. Ich vermute, es ist der ältere Herr ganz rechts auf dem Foto und der Mann ganz links ist vermutlich sein ältester Sohn. In ein paar Tagen bekomme ich von Sebastian Schröder eine Blu-ray von seinem Ureparapara-Besuch.
20.1.15   Bei Nieselregen auf meiner gewohnten Strecke fahre ich 12 Kilometer.



21.1.15  

Weil es heute absolut windstill ist, fahren meine ägyptische Freundin und ich zum erstenmal in diesem Jahr zum Körbaer See ( hin und zurück 18 Kilometer).

Picknick mit Kaffee und Keksen.

Ich muss ihr Fahrrad reparieren, weil die Kette nach einem kleinn Unfall am Kettenschutz streift. Dazu muss ich leider meine Spezialhandschuhe ausziehen. Auf dem Rückweg habe ich deshalb wieder kalte Finger.

Mein Gesicht legt sich leider mehr und mehr in Falten. Ich weiß, dass ein Programm gibt, das wie ein Bügeleisen wirkt. Ich hab's mal getestet. Danach sah ich aus wie der Bewohner eines anderen Planeten.

Das Filmfestival in Pamplona hält mich noch immer in Atem. Ich habe inzwischen gut 30 Emails von verschiedenen Leuten des Festivals bekommen und beantwortet. Meine Emailadresse ist offenbar Freiwild für sämtliche Abteilungen. Ich weiß von zahllosen Filmfestivals, dass es immer so ist. Warum funktionieren Filmfestivals heute so. Früher, ohne Internet war das sehr viel einfacher. Ein Formular per Post ausfüllen und alles dafür Nötige beilegen.

Am späten Nachmittag kommt bei mir die Blu-ray von Sebastian Schröders Besuch auf Ureparapara an. Er war da mit einem Kreuzfahrtschiff. Beim Sehen bekomme ich einen Schock. Auch Ureparapara ist inzwischen - wie Tahiti in Murnaus "Tabu" - ein "Lost Paradise" geworden.







Selbst die Kirche, in der Cynthia Beatt Anfang der 90er Jahre noch zweimal "BESCHEIBUNG EINER INSEL" auf 16mm vorgeführt hat und die aus Brettern und Blechen der Alizee (ein im Hurrikan gestrandes Schiff) aufgebaut war, ist jetzt für Touristen gefärbt.

22.1.15  
Schneegriesel auf dem Dorfteich. Wir fahren trotzdem die 12 Kilometerstrecke. Auf dem Rückweg erzeugt der Gegenwind bei uns ein Gefühl, als seien es minus 10 Grad.

Meine ägyptische Freundin braucht zehn Minuten länger als ich. Ich empfange sie mit einem frisch gebrühten Kaffee. Das zaubert ein Strahlen in ihr Gesicht. Auf dem Hinweg (mit Rückenwind) war sie eher missmutig. Sie sagte, sie habe eine empfindliche Seele.
23.1.15  
Mein Gartenteich heute Morgen.

Klar, fahre ich wieder Fahrrad. Ich bin damit nicht einmal alleine. Diese Spuren verraten mir, dass ein Mann mit Fahrrad seinen Hund ausgeführt hat. Sein Hin- und Rückweg.

Am Ziel eine großes Rehrudel. Insgesamt über zwanzig Tiere. Vor genau einem Jahr an der gleichen Stelle habe ich sie auch fotografiert. Da haben sie mich allerdings näher rangelassen. Heute waren sie schon in Panik, als ich meinen Fotoapparat rausgeholt habe.

Gestern habe ich Heizöl bestellt. Heute wurde es schon geliefert. Im letzten Jahr am 13. März habe ich dafür 2.955 Euro bezahlt, jetzt 1.770 Euro. In diesem Jahr muss es mir gelingen, auch noch die Wasserkosten zu senken. Leider gibt da nicht mehrere Anbieter. Eine Lösung wäre weniger Gäste hier zu haben, aber Gäste sind auch sehr schön.
Ein Blick auf mein März 2014-Blog (LINK) zeigt mir, dass Serpil Turhan den halben Monat da war, dass die ersten Blumen angefangen haben zu blühen und dass ich das Drehbuch zu "ÜBERALL BLUMEN" geschrieben habe. Ich freue mich schon jetzt auf den März 2015. Ein neues Drehbuch wird es nicht mehr geben, denn ohne Aussicht auf Realisierung kann ich nicht schreiben. Zumindest ein Fünkchen Hoffnung müsste da sein.
Heute Abend habe ich den Einleitungstext zu den Moana-Tagebüchern editiert und neu geschrieben (LINK).
24.1.15  
Der Schnee von gestern ist auf dem Radweg wieder weggeschmolzen. Meine ägyptische Freundin hat Lust auf Abwechslung und fährt mit ihrem Minifahrrad, mit dem sie mir im letzten Sommer immer davon gefahren ist, mit. Sie legt dann allerdings eine Pause ein. Ich fahre konsequent die 12 Kilometerstrecke, obwohl es heute besonders kalt ist, denn ich hoffe auch die Rehe von gestern wiederzusehen. Aber die haben heute auch eine Pause gemacht. Auf meinem Weg zurück kommen wir beide wieder zusammen.

25.1.15   Der Nicht-Winter hier geht mir auf die Nerven. Heute bei 2 Grad plus tropft es überall im Hof von den Dächern.



Beim Fahrradfahren laufen heute vor mir diese sieben (!) Wildschweine vor mir über den Radweg. Wenn das kein Glück bringt!
26.1.15  


Heute weht ein eiskalter Wind. Keine Rehe. Keine Wildschweine. Heute Nacht habe ich geträumt, dass ich eine komplizierte Filmszene drehen muss. Alles geht zunächst durcheinander. Meine Tochter Joya ist auch dabei. Irgendwie geht es dann aber gut. Insgesamt war es eher ein Albtraum.
Ich bin noch immer mit dem Festival in Pamplona (LINK) und der spanischen Untertitelung von "BESCHREIBUNG EINER INSEL" beschäftigt. Diese wurden anhand der französischen Untertitel von Bernard Eisenschitz verbessert, und außerdem haben sie mir jetzt auch ihre Wünsche zur Schrift und Schriftgröße mitgeteilt. Außerdem haben sie mir heute auch noch zusätzlich eine 13 MB großen FinalCut Pro X-Datei der Untertitelung geschickt, die vermutlich die Herstellung anderer Sprachversionen erleichtern wird. Wenn Serpil Turhan im März zu mir auf den Bauernhof kommt, um ein letztes Interview für ihren Film zu machen, wird sie mir bestimmt zeigen können, wie das geht. Zum Herumexperimentieren habe ich keine Lust.
Meine äyptische Freundin ist inzwischen im Wald spazieren gegangen und hat Fotos gemacht, bis die Batterie leer war. Bei ihr ist der Wald wie eine Höhle - und aufregend, auch wenn keine Sonne scheint.


27.1.15  
Meine ägyptische Freundin übersetzt mir diesen Tweet: Pressekonferenz. Bei einer Radiosendung hätte man nicht mehr gesehen.
Heute Regen, Regen, Regen - den ganzen Tag. Keine Chance zum Fahrradfahren. Das Festival in Pamplona hält mich noch immer in Atem. Das Postproduktions-Studio ruft mich an und sagt, dass die spanischen Untertitel und der vom Filmnegativ digitalisierte Film nicht zusammenpassen. Die Spanier haben ihr Timing nach der DVD von Zweitauendeins gemacht und deren Ausgangsmaterial war eine Digi-Beta des ZDF. Es ist gut möglich, dass nichts zusammen funktioniert. Deshalb nehme ich morgen früh, wenn ich nach Berlin fahre, die englisch untertitelte 16mm-Kopie mit, und muss sie dann im Koffer mit nach Pamplona nehmen.. Ich verliere jede Lust auf künftige Filmfestivals.
Vor einem Monat ist bei mir im Küchenschrank eine Glasplatte herausgefallen und zerbrochen. Heute war ich beim Glaser und der hat mir ruckzug eine neue zurechtgeschnitten. Bei der Gelegenheit habe ich mich auch sachkundig gemacht, wie man heutzutage Spiegel an der Wand anbringen kann, so dass man die Befestigung nicht sieht. Das geht babyleicht mit Magneten. Man muss nur 4 Löcher bohren. Und Löcher bohren kann ich von kleinauf. Früher habe ich das sogar mit einem Handbohrer machen müssen. Sogar noch als ich in Berlin in die Fidicinstraße eingezogen bin, um ein Wandregal für meine Bücher anzubringen.
Zur Autobiogrphie: Was Spiegel angeht, erinnere ich mich, dass es in meiner Wohnung in der Thierschstraße, nachdem mich Karin Thome (meine 2. Frau) aus der Roten Sonne-Wohnung in der Prinzregentenstraße herausgelockt hat, einen an der Decke über unserem Bett aufgehängten großen Alu-Spiegel gab. Sie hat das gemacht. Naja, vielleicht hat sie mich vorher gefragt. In "FREMDE STADT" gibt es eine Szene, wo das ganze Geld auf diesem Bett liegt und aufgeteilt wird. Vielleicht gibt es da auch eine Totale, in der man den Spiegel an der Decke sieht. Wenn nicht, haben Martin Schäfee und ich damals was falsch gemacht, denn das ausgebreitete Geld hätte sich im Deckenspiegel gespiegelt und wäre damit vervielfältigt worden.
28.1.15  
Mein Nicht-Freund auf der Berlinale verkündet gestern Abend in der Abendschau des rbb, wie schön das diesjährigen Festival werden wird.
Gestern Nacht zwischen Mitternacht und 1 Uhr hatte meine Website fast 50 Klicks. Ich stochere im Dunkeln und habe keine Möglichkeit herauszufinden warum.
Daheim in Berlin viele Anrufe. Das, was mich quält, quält andere überhaupt nicht. Erst gegen Abend klären sich alle Probleme. Es könnte sogar sein, dass das Untertitelungsproblem mit Pamplona, ohne mein Zutun, schnell geklärt wird, denn meine Postproduktionsfirma hat sich jetzt direkt mit der spanischen Untertitelungsfirma in Verbindung gesetzt. Wenn Profis mit Profis sprechen, kann ich Gott sei Dank schweigen.
29.1.15   Meine ägyptische Freundin hat sich zum Fotografieren eine neue Kamera gekauft. Sie fotografiert mich wie verrückt, nachdem ich den Akku aufgeladen habe.

Eines ihrer ersten Bilder.

Mein erstes Bild mit der Kamera heute Morgen beim Brötchen kaufen.

Vom Fernseher filme ich die Bluray ab, die mir Sebastian Schröder von seinem Besuch in Ureparpara geschickt hat. Immerhin ist es mir gelungen, sie zu kopieren. Er hat das nicht geschafft. Er war ein technisches Genie während der Drehzeit und hat einen kaputten Funkradiosender wieder zum Laufen gebracht. Immerhin kamen wir dadurch sogar in einer kritischen Phase, als drei Teammitglieder weit entfernt in der Hauptstadt im Krankenhaus lagen, sogar ins öffentliche Telefonnetz und konnten mit ihnen sprechen.
Die Probleme mit der spanischen Untertitelung von "BESCHREIBUNG EINER INSEL" gehen weiter. Wenn am Ende alles klappen sollte, wäre das fast ein Wunder.

Ein Installateur macht zum ersten Mal, seitdem ich diese Gasetagenheizung besitze, eine fachgerechte Inspektion. Er sagt, ich habe Glück gehabt, dass durch sie nicht meine ganze Wohnung in Brand geraten ist. Er sagt dazu, nach all den Dingen, die er repariert hat, habe sie jetzt bessere Abgaswerte als eine funkelnagelneue Therme. Ich verspreche ihm, ihn ab jetzt jedes Jahr für eine Inspektion zu rufen.
30.1.15  
Ein bisschen Schnee heute morgen in Berlin. Meine ägyptische Freundin fliegt heute zurück nach Kairo. Am Flughafen in Schönefeld gibt es eine Neuerung. Eine große elektronische Anzeigetafel für die Abflüge. Schöner als die in Tegel. Man richtet sich also darauf ein, dass es bis es zur Inbetriebnahme des neuen BER-Airports noch eine ganze Weile dauern wird.
Gestern Abend haben wir auf ZDFNeo die beiden letzten Folgen von Tom Sellecks Serie "Jesse Stone" gesehen und guckten zu wie zwei glückliche Kinder. Beide Filme voller Melancholie. Mit schönen Bildern und manchmal tollen Dialogen. Es ist eine Serie, die von ihren Wiederholungen lebt. Mit am schönsten die Beziehung zwischen Tom Selleck und seinem Hund. Vor allem, wenn er am Abend beim Fernsehen anfängt, Whisky zu trinken. Da der Hund nicht sprechen, sondern nur gucken kann, fragt Tom Selleck jedesmal: Was willst du? Wie jeder Alkoholiker empfindet er den Blick des stummen Zuschauers als Mißbilligung. Ich weiß, wovon ich rede.

Bald landet Egypt Airways in Kairo.
30.1.15  


Schon wieder Schnee in Berlin. Gegen Mittag entschließe ich mich, statt weiter im neuen "Spiegel" zu lesen, meine Radfahrkostüm anzulegen und auf dem Tempelhofer Flugfeld Fahrrad zu fahren. Auf dem Bürgersteig vor meinem Haus in der Schwiebusserstraße beschwert sich eine alte Frau mit Hund, dass ich da mit dem Rad fahre. Ich sage, dass es mir zwischen den auf beiden Seiten geparkten Autos zu eng und zu gefährlich ist. Sie beschimpft mich als Nazi. Ich fahre weiter und als ich schon 100 Meter weiter bin, schreit sie mir immer noch laut nach: "Nazi, Nazi". Kein schöner Start meiner Radtour. Dafür ist es auf dem Flugplatz umso schöner, denn bei meiner zweiten Runde auf der vom Schnee geräumten Spur kommt sogar die Sonne raus.








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